Einsatz von Sprachfrühförderprogrammen im Kindergarten

Einsatz von Sprachfrühförderprogrammen im Kindergarten

SPRACHFRÜHFÖRDERPROGRAMMEN IM KINDERGARTEN

ABSTRACT / INHALT

Bezüglich der frühen Sprachförderung existieren eine Vielzahl an Konzepten und Programmen. Diese unterscheiden sich jedoch hinsichtlich ihrer Qualität und der vorgesehenen Intensität an sprachlicher Förderung. Das Ravensburger Modell zeichnet sich als eines dieser Sprachfrühförderprogramme durch qualitativ hochwertige und umfassende Inhalte aus. Die vorliegende Arbeit zieht einen Vergleich zwischen dem Ravensburger Modell und weiteren Programmen dieser Art und stellt eine Studie zu diesem Konzept vor. Die Ergebnisse zeigen vorwiegend positive Aspekte des Programms auf, wobei dennoch Potenzial zur Verbesserung besteht. Basierend auf diesen Resultaten werden Möglichkeiten zur Optimierung des Ravensburger Modells diskutiert.

ÜBERBLICK ÜBER SPRACHFÖRDERPROGRAMME

Siehe: http://rvmstudie.sprachtherapie.biz/contentde69.html?ID=74

DAS RAVENSBURGER MODELL

Das Ravensburger Modell setzt sich aus den Bausteinen Kon-Lab Kindergartenprogramm (Autor: PD Dr. Zvi Penner), MiniLÜK Hörspaß und Hörpfad (Autor: Prof. Dr. Frans Coninx) und den Schulungen und Coachings (Uschi Matt, Sprachheilzentrum Ravensburg) zusammen.   Ziel des Ravensburger Modells ist die Sprachförderung von Kindern mit besonderem sprachlichen Förderbedarf und von Migrantenkindern im Hinblick auf schulrelevante Sprachkompetenz, die Verbesserung der Hörwahrnehmung und der phonologischen Bewusstheit und die Stärkung der kommunikativen Fähigkeiten aller Kinder.   Kon-Lab Das Kon-Lab Kindergartenprogramm besteht aus drei aufeinander aufbauenden Stufen mit insgesamt 32 Förderbausteinen. Jede Stufe konzentriert sich auf einen anderen Aspekt der Sprachkompetenz, die die Kinder vor der Schule erwerben. Stufe 1 beschäftigt sich mit dem Sprachrhythmus, sowie mit Wortbildung und Wortbedeutung. In Stufe 2 geht es um die grundlegenden Regeln der Grammatik, wie die Verwendung des Artikels und den Satzbau. In Stufe 3 liegt der Schwerpunkt schließlich auf dem Sprachverständnis von Mengen, Fragen, Zeit und Wortbedeutungen im Satz.   Das Kon-Lab Kindergartenprogramm geht davon aus, dass Kinder Regeln aus dem sprachlichen Input, den sie täglich bekommen, ableiten müssen, um Sprache zu erwerben. Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen fällt es häufig schwer, diese Regeln in dem für sie unstrukturierten und verwirrenden Sprachinput zu entdecken. Und auch Migrantenkinder kennen oft die Regeln des Deutschen nicht. Aus diesem Grund wird in der Kleingruppe von der Erzieherin eine „inszenierte Lernumgebung“ geschaffen, in der den Kindern die Entdeckung der jeweiligen Regel durch spezifisches Material und gezielten, strukturierten sprachlichen Input, ermöglicht wird. Haben die Kinder die jeweilige Regel entdeckt, soll diese in natürlichen Sprechsituationen geübt, automatisiert und verwendet werden. Das Material soll dabei als Grundlage für die kreative Umsetzung eigener Ideen dienen.   Das Material bestehend aus Bildern, Puzzles, Memories, Bilder- und Hörgeschichten kann im Freispiel, im Stuhlkreis, in der Kleingruppen-Förderung und in der Einzelförderung eingesetzt werden. Außerdem sind multimediale Materialien vorhanden, die für die Einzelübung oder Partnerübung am PC eingesetzt werden können. Ziel des Programms ist die Sprachförderung von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen und von Migrantenkindern im Hinblick auf die schulrelevante Sprachkompetenz.   Nähere Informationen zu Kon-Lab finden Sie unter: www.kon-lab.com   Minilük Hörspaß Das Hörlernspiel MiniLÜK Hörspaß ist ein interaktives Lern- und Spielprogramm auf CD-Rom. Es enthält 54 Übungen zur Verbesserung der phonologischen Bewusstheit, wie zum Beispiel Übungen zur Merkfähigkeit, zur Segmentierung von Silben, zur Ergänzung von Wörtern und zur Unterscheidung von Lauten. Ziel des Programms ist die Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben lernen in der Schule (LRS-Prävention).   Nähere Informationen zu MiniLÜK Hörspaß finden Sie unter www.audiopaedagogik.de Schulungen und Coachings   Ein wichtiger Bestandteil des Ravensburger Modells ist die Qualifizierung der Erzieherinnen durch Schulungen und Coachings. Zur Erstqualifikation gehören eine eintägige Schulung von Prof. Dr. Coninx zur Optimierung des Hörens und drei eintägige Schulungen von Uschi Matt zu den Themen Spracherwerb, Sprachentwicklung, Störungen in der Sprachentwicklung, Zweisprachigkeit und Einsatz des Kon-Lab Kindergartenprogramms. Außerdem gibt es an drei Tagen eine praktische Anleitung zur Durchführung des Modells und fakultativ einen Eltern-Informationsabend. Davon abgesehen ist es möglich, zusätzlich verschiedene Fachvorträge zu allgemeinen Themen rund um Sprache oder Seminare zu Verfahren der Sprachstandserhebung zu besuchen. Schließlich besteht die Möglichkeit einer langfristigen Begleitung durch Uschi Matt mit Up-date und Coaching für Fortgeschrittene.   Nähere Informationen zum Sprachheilzentrum Ravensburg finden Sie unter: www.hoer-sprachzentrum.de

ERGEBNISSE

Die Resultate zeigen, dass die meisten Aspekte des Ravensburger Modells von den Erzieherinnen positiv bewertet werden. Besonders zufrieden sind die Erzieherinnen mit den Schulungen und Coachings, durch welche sie die notwendigen Kompetenzen für die Sprachförderung im Kindergarten erhalten. Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Befragten vor allem im Bereich der Elternarbeit, da die Eltern bisher nur wenig in die Sprachförderung miteinbezogen werden. Nach Ansicht der Erzieherinnen profitieren sowohl einsprachige als auch mehrsprachige Kinder von der spezifischen Förderung. Sie entdecken einerseits die entsprechenden sprachlichen Regeln und machen andererseits Fortschritte im Bereich der phonologischen Bewusstheit. Die Studie weist folglich darauf hin, dass sich das Ravensburger Modell in der Praxis bewährt hat.

FAZIT

Die vorliegende Arbeit zeigt die Bedeutsamkeit der Sprachförderung im Elementarbereich auf. Die sprachliche Kompetenz eines Kindes ist besonders wichtig, um die schulischen Anforderungen zu bewältigen. Sie bietet somit die Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn.   Die Relevanz der vorschulischen Sprachförderung wird auch in den einzelnen Bundesländern zunehmend betont. Für die Umsetzung dieser frühen Förderung existieren dort diverse Konzepte und Modelle, deren Entwicklung zum Teil noch nicht abgeschlossen ist. Die Sprachfrühförderung weist somit ein sehr inhomogenes Bild auf, da diese verschiedenen Konzepte und Modelle in ihrer Qualität variieren und Unterschiede in Ausmaß und Häufigkeit der Förderung aufweisen.   Für die in diesem Rahmen stattfindende sprachliche Förderung empfehlen die Bundesländer teilweise auch spezielle Programme. Diese setzten unterschiedliche Schwerpunkte in Bezug auf die geförderten Inhalte, die Zielgruppe und die Rahmenbedingungen. Außerdem wurden nicht alle Programme wissenschaftlich überprüft. Dadurch wird erneut die Heterogenität der sprachlichen Förderung im Elementarbereich deutlich.   Auch das Ravensburger Modell ist ein Konzept, das Kinder im Vorschulalter in ihrer sprachlichen Entwicklung unterstützen und auf die schulischen Anforderungen vorbereiten möchte. Es bietet die Grundlage für die vorliegende Arbeit und die in diesem Rahmen durchgeführte Studie. Der dargestellte Vergleich macht deutlich, dass das Ravensburger Modell im Gegensatz zu den anderen vorgestellten Programmen die Förderung sprachlicher Inhalte, wie zum Beispiel Wortschatz und Grammatik, und das Training der phonologischen Bewusstheit integriert. Zudem kann das Programm sowohl für die Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund als auch von deutschsprachigen Kindern mit Verzögerungen in der Sprachentwicklung eingesetzt werden. Positiv hervorzuheben sind auch die Rahmenbedingungen, da die Kinder kontinuierlich gefördert werden und der zeitliche Aufwand dabei relativ gering bleibt. Des Weiteren liegt eine wissenschaftliche Untersuchung zu der Effektivität dieses Programms vor, die die sprachlichen Fortschritte der Kinder aufgrund der Förderung aufzeigt. Aus diesen Gründen bietet das Ravensburger Modell ein gut strukturiertes Konzept, mit dem Kinder im Vorschulalter eine qualitativ hochwertige Förderung ihrer sprachlichen Fähigkeiten erhalten können.   Um dennoch zu eruieren, ob die Möglichkeit besteht, das Programm in gewissen Aspekten zu optimieren, wurde eine Studie zu diesem Modell durchgeführt. Hierfür erfolgte eine schriftliche Befragung von Erzieherinnen, die mit diesem Sprachfrühförderprogramm arbeiten. Die Ergebnisse lassen erkennen, dass das Modell insgesamt als sehr positiv bewertet wird. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Schulungen und Coachings für die Erzieherinnen, durch die sie ausreichend auf die Durchführung des Programms vorbereitet werden. Außerdem werden die Kompetenzen der Fachkräfte durch diese Schulungen und Coachings erweitert, sodass sie auch im Alltag besonders auf eine sprachförderliche Kommunikation mit den Kindern achten und für entwicklungsbedingte Sprach- und Hörstörungen sensibilisiert werden.   Optimiert werden könnte vor allem die Elternarbeit, die bisher nur einen geringen Anteil im Ravensburger Modell einnimmt. Um die Eltern mehr in die Sprachförderung mit einzubeziehen, besteht zum Beispiel die Möglichkeit, ihnen Sprachspiele für zu Hause mitzugeben. Weiterhin wäre es sinnvoll, die Eltern über sprachförderliches Verhalten und die Faktoren einer optimalen Hörumgebung aufzuklären. So könnten sie ihr Kind auch zu Hause in seiner Sprach- und Hörentwicklung fördern. Besonders auch bei den mehrsprachigen Kindern ist eine Beratung der Eltern wichtig, da diese oft unsicher sind, in welcher Sprache sie mit dem Kind kommunizieren sollen. In einer solchen Beratung kann die Erzieherin den Eltern Tipps geben, wie die Inhalte der Sprachförderung im Alltag aufgegriffen werden und wie die Eltern die Erstsprache ihres Kindes stärken können.   Darüber hinaus wäre es möglich, auch noch andere Aspekte des Ravensburger Modells zu verbessern. Zu nennen ist hier zum Beispiel das Material, das zwar die meisten Erzieherinnen für geeignet halten, bei dem sich aber dennoch einige Fachkräfte eine größere Auswahl wünschen würden.   Obwohl sich die Durchführung manchmal schwierig gestaltet, da die Sprachförderung nicht problemlos in den Tagesablauf zu integrieren ist, arbeiten fast alle Erzieherinnen gerne mit dem Ravensburger Modell. Sie sehen zudem, dass auch die Kinder Spaß an der Sprachförderung haben. Aus den Daten lässt sich schließen, dass die Vorteile dieses Sprachfrühförderprogramms für die Erzieherinnen überwiegen. Beinahe jede Erzieherin wird weiterhin in ihrem Kindergarten mit diesem Konzept arbeiten und würde es auch weiterempfehlen.   Es wäre wünschenswert, dass das Ravensburger Modell, welches sich im Vergleich mit anderen Sprachfrühförderprogrammen als qualitativ hochwertig erwiesen hat, in den genannten Aspekten verbessert würde. Dadurch könnte ein optimales Konzept zur sprachlichen Förderung im Elementarbereich entstehen, von dem die Erzieherinnen, die Eltern und vor allem auch die Kinder profitieren würden.